… wenn ich so dampf' und an nix denk
Einfach mal nichts tun, die letzten Wochen Revue passieren lassen und meinem Lieblingshund Joy (aka Dampfbär) beim Erlegen einer frischen Karotte zusehen, während meine viel bessere Hälfte alleine durch ihre Anwesenheit für ein großartiges Lebensgefühl sorgt.
Vor mir stehen ein Reihe von Verdampfern und ich stelle mir die Frage: was dampf ich jetzt?
Lunch Ladys Lemon Tart? Heisenberg? Carnage, oder eines der noch in der Testphase befindlichen Shots vom Merlin, dem Aromenzauberer?
Ach was, ich dampf sie alle ;-)
Merlin der Aromenzauberer |
Wer die Wahl hat .... |
Das hat Stil ;-) |
Und schon schießt mir durch den Kopf: eigentlich hat sich vieles in den letzten Jahren radikal verändert.
Als Raucher wäre mir in den Sinn gekommen, mich zu fragen: welchen Teerstengel knalle ich mir jetzt rein? Da ging das ziemlich emotionslos vonstatten: eine Fluppe nach der anderen bis die Packung leer war und dann die nächste Schachtel aufgerissen. Dazwischen den Ascher geleert und die Tastatur von Aschebröseln befreit.
Heute wende ich Zeit dafür auf, um neue Geschmacksrichtungen zu finden, mache mir Gedanken dazu, wie die nächste Wicklung aussehen könnte und surfe ein wenig im Netz, um mir die neuesten Verdampfer anzusehen, Reviews dazu anzugucken und freu' mich manches Mal richtig darauf, am Abend nach einem Stresstag im Job, mein Setup zu überholen.
Als Raucher bin ich ein bis zwei Mal pro Monat in die Trafik gewandert, habe mich stangenweise mit Fluppen eingedeckt, Feuerzeuge dazu gekauft und bin nach ein paar Minuten wieder aus dem Trafik abgezogen, ohne auch nur im Ansatz darüber nachzudenken, dort ein Gespräch über die neueste Marlboro zu führen, oder darüber, was (damals noch) Austria Tabak im Schilde führt, etc...
Als Dampfer sieht das ganz anders aus:
Der Besuch in einem Dampfshop nimmt Zeit in Anspruch. Da wird getratscht, gefachsimpelt, Erfahrungen ausgetauscht und noch vieles mehr, das ich als Raucher nie erlebt habe. Kaum vorstellbar, dass ich einem anderen Raucher angeboten hätte, an meiner Chesterfield zu ziehen, um den Geschmack meines Teerbatzens mit seinem zu vergleichen. Bei Liquids tauschen wir eigentlich regelmäßig die Dampfen und Drip Tips um die nächste geile Erdbeere zu probieren, den nächsten coolen Verdampfer zu testen und die nächste Box auszuprobieren.
Jede Menge neuer Bekanntschaften sind dadurch entstanden und auch einige neue Freundschaften.
Mehr Zeit für das Dampfen bedeutet auch einen etwas geänderten Lebensrythmus:
Da der nächste Dampfshop nicht gleich um die Ecke ist, nutze ich die Fahrt zum Shop auch dazu, um Erledigungen, die ich zuvor in meinem nahen Umfeld getätigt habe (der tägliche Einkauf zum Beispiel, etc...) in der Nähe des jeweiligen Shops zu erledigen. Ich hab dadurch neue Nahversorger kennen gelernt, neue Gastro entdeckt und noch vieles mehr.
Das Dampfen hat mein Leben etwas entschleunigt, weil es Zeit braucht. Zeit, um sich die Hardware herzurichten und zu pflegen und Zeit, um sich die gute Ware zu besorgen.
Schon an dieser Stelle ist klar:
Dampfen hat mit Rauchen nicht viel zu tun. Eigentlich nichts.
Dampfen ist etwas völlig anderes. Es ist Genuss, Hobby – ein Lebensgefühl.
Kein Schmutz durch verbrannte Fluppen, kein ekelerregender Gestank mehr an den Kleidern, in der Wohnung, im Büro, kein Husten mehr am Morgen, keine Kurzamtigkeit mehr, das Essen schmeckt intensiver, wir würzen nicht mehr so viel, wir nutzen weniger Zucker, wir trinken mehr und öfter – und noch vieles mehr, dass sich geändert hat.
Es ist alles anders geworden.....
Ja aber:
Dampfen ist nicht gesund!
Ok – aber wenn kümmert es?
Ich mein: ich habe dreißig Jahre lang Tabakzigaretten geraucht, trinke ab und an ein Glas Wein, arbeite und lebe in einer Großstadt, liebe mein Wiener Schnitzel, knall mir ab und an Junk-Food rein, laufe viel zu wenig, trinke jede Menge Kaffee und fahre viel mit dem Auto – hallo? Das ist alles nicht gesund.
Dampfen muss nicht gesund sein.
Ich verstehe auch nicht, dass bei vielen DampferInnen das Argument zieht, dass man sich beim Dampfen Geld erspart.
Wozu?
Als Raucher habe ich locker im Monat vierhundert Euronen auf den Tresen geknallt, um mir mit Teer die Lunge zuzupflastern.
Warum soll ich jetzt weniger ausgeben müssen für etwas, dass mir Spaß macht, mir einen Mehrwert bringt und den Teer in der Lunge erspart?
Diese Geiz-ist-geil Logik erschließt sich mir nicht wirklich.
Ich dampfe ja nicht, weil ich mir das Rauchen nicht leisten konnte, sondern weil ich neugierig gewesen bin und mir das Dampfen von einer Sekunde auf die andere das Rauchen ersetzt hat.
Das ist es mir wert, dass ich sogar mehr dafür ausgebe, als für das Rauchen.
Einer, der ständig dafür kämpft, dass das Dampfen nicht dämonisiert wird: Thomas Baburek |
Ein komplett neuer Wirtschaftszweig und eine Menge an Arbeitsplätzen sind entstanden und die Politik hat im Ansatz das Dampfen als neue Melkkuh entdeckt.
In meinem Broterwerb als Journalist mit den Schwerpunkten Innenpolitik und Wirtschaft werde ich fast täglich mit dem Thema Dampfen konfrontiert.
Sei es nun in der Regulierungswut der Regierung, oder in den vielen Versuchen der Politik, sich ein großes Stück vom Kuchen für das Steuerbörserl abzuschneiden.
Auch hier hat sich alles verändert:
Raucher sind seit Jahrzehnten ein ständiger Quell an neuen Steuergeldern. Die Abgaben auf die Fluppe stellen die zweitgrößte Einzeleinnahmequelle nach der Mineralölsteuer für den Fiskus dar (die Märchensteuer sei hier ausgenommen).
Plötzlich schwebt im Raum, dass die Einnahmen daraus bedeutend weniger werden könnten – Ersatz muss her! Und schon ist das Dampfen ein Politikum geworden.
Und um das Dampfen mit einer ordentlichen Steuer belegen zu können, muss es erst einmal dämonisiert werden: es ist um ein Vielfaches leichter darstellbar, etwas gefährliches zu besteuern, als etwas, das potentiell ungefährlich ist.
Anders als beim Rauchen, wo es tatsächlich erforschte Gefährlichkeiten gibt, wird beim Dampfen das Fehlen von Beweisen für eine erfundene Gefährlichkeit als Grund hergenommen, um das Vorsorgeprinzip über die Maßen zu strapazieren:
Wir wissen es zwar nicht, aber es könnte sein … deshalb besser vorsorglich brandmarken und strikt regulieren. Denkt an die Kinder!
Damit wir (die Regierung) das auch umsetzen können, müssen wir das finanzieren und dazu kassieren wir jetzt einmal eine Gebühr ein. Punkt.
Und diese Gebühr gibt es in Form einer Verordnung ja schon.
Es ist also nicht einmal weit hergeholt, wenn man nüchtern feststellt, dass die Regierung bislang kein Interesse daran hatte, das Dampfen als etwas vollkommen Neues anzuerkennen, sondern vielmehr daran festhält, dass das Dampfen mit dem Rauchen gleichzusetzen sei.
Was die Regierung aber vollkommen unterschätzt hat:
Die DampferInnen sind wehrhaft und genau jetzt gibt es eine Möglichkeit, der eigenen Stimme als DampferIn ein besondere Bedeutung zukommen zu lassen – es gibt Neuwahlen ;-)
Dampfen ist nicht rauchen.
Dampfen ist geil.
Dampfen macht Spaß.
Dampfen ist nicht gefährlich.
Dampfen ist die Zukunft.
Und jetzt wickle ich mir erstmal zur Entspannung meinen Verdampfer neu ;-)
Vape on!
Habt einen schönen Sommer!
Text: Felix Huber
Bilder: FH, reporter.co.at